Tai Chi Chuan

Was ist Tai Chi Chuan? (Taijiquan: 太 極 拳 )

Genau genommen bedeutet Tai Chi(Taiji 太 極) das „Höchste, Größte, Ultimative“, „die Höchste Bergspitze“ oder „der Dachfirst“ und ist das Prinzip, das – nach taoistischer Auffassung – die wechselseitige Beziehung von Yin (yīn : 阴 / 陰 : Schatten, Nacht, negativ, weich, intellektuell, weiblich, …) und Yang (yáng : 阳 / 陽 : Licht, Tag, positiv, hart, physisch, männlich, …) überall im Universum bestimmt.
Chuan (quán ) bedeutet Faust.
In diesem Zusammenhang bezeichnet der gesamte Ausdruck eine Kampfkunst, welche die sich gegenseitig ergänzenden Prinzipien von Yin und Yang verwendet. Weiches gegen Hartes und Hartes gegen Weiches.

Es ist eine der chinesischen Kampfkünste (Wǔshù: 武 術 ) und neben Baguazhang und Xingyiquan eine der sogenannten Inneren Kampfkünste (Nèijiāquán: 內 家 拳).

Tai Chi Chuan besteht aus fünf Teilen:

  • Handformen (Kurz- und Langform):
    sind Sequenzen weicher, langsamer, miteinander verbundener Bewegungen, die die Koordination und die Atmung verbessert und uns an Kampfkombinationen erinnern.
  • San Shou/ Selbstverteidigung:
    beinhaltet verschiedene Techniken von striking (Schlagen), throwing (Werfen), locking (Schließen) und flachen Kicks
  • Tui Shou/ Pushing Hands:
    ist eine Möglichkeit, die für den Kampf notwendige Fähigkeiten wie Sensibilität, Beinarbeit, Gleichgewichtssinn und Flexibilität mit einem Partner zu trainieren.
  • Drei Waffenformen:
    Speer, Säbel und Schwert.
  • Nei Kung:
    Übungen zur Inneren Stärke (12 Yin- und 12 Yang- Übungen)

Erst die Gesamtheit der einzelnen Aspekte führt zu einer umfassenden Kampfkunst.

Tai Chi Chuan kann in jedem Alter ausgeführt werden und benötigt wenig bzw. keine spezielle Ausrüstung: Man kann im Seidenanzug, in Trainings- oder auch in lockerer Alltagskleidung trainieren. Dies kann in geschlossenen Räumen oder in freier Natur geschehen – mit und ohne Räucherwerk, mit und ohne Musik. Voraussetzung ist lediglich die Bereitschaft, zu lernen und sich mit Freude aber auch ernsthaft im Rahmen seiner Möglichkeiten mit dieser Thematik auseinander zu setzen – ob das nur im Training oder (sehr empfehlenswert!) auch zu Hause geschieht, entscheidet jeder nach seinen/ ihren Vorstellungen und Möglichkeiten.

Die Ausführung von Tai Chi Chuan ist zum Einen gesundheitsfördernd und zum Anderen eine subtile, entwickelte und effiziente Selbstverteidigungsmethode, bei der Körpergröße und Kraft nicht ausschlaggebend sind. Um Tai Chi Chuan jedoch als Kampfkunst zu praktizieren, ist ein konsequentes Training unabdingbar.

Tai Chi Chuan fördert die Balance und kräftigt die Muskeln, Sehnen und Gelenke. Weiterhin wird durch das Praktizieren von Tai Chi Chuan die Atmung langsamer und tiefer, wodurch die Inneren Organe sanft massiert werden, der Sauerstoffgehalt im Blut erhöht und die Blutzirkulation reguliert wird.

Durch eine erhöhte mentale Konzentration des Übenden auf die Bewegungen, beruhigt sich der Geist. Der Übende wird ruhiger und ausgeglichener. Auf lange Sicht gesehen, stimuliert Tai Chi Chuan das zentrale Nervensystem, was sich positiv auf den gesamten Körper auswirkt.

Die Ausübung von Tai Chi Chuan eignet sich hervorragend um physische, emotionale und mentale Gesundheit zu erlangen und zu erhalten. Die folgenden Aspekte werden u.a. gefördert und trainiert:

  • bessere Körperwahrnehmung
  • Statische und dynamische Balance
  • Koordination der Bewegungen
  • Vernetzung von linker und rechter Gehirnhälfte
  • Beweglichkeit des Körpers und des Geistes
  • Lockerheit und Entspannung
  • tiefere Atmung
  • Körperliche und geistige Stärke
  • Spirituelle Kultivierung
  • Möglichkeiten der Selbstverteidigung
  • Gesundheit

u.s.w.

Über die Entstehung des Tai Chi Chuan gibt es unterschiedliche Geschichten: eine der häufigsten bringt sie in Zusammenhang mit dem legendären taoistischen Gelehrten Zhang San-feng und dessen Beobachtung eines Kampfes zwischen Schlange und Kranich.